Das Giraffenhaus für den Nürnberger Zoo:
Lebens- und Erlebnisraum

Unsere Aufgabe: Denkmalgeschützte Bestandsgebäude mit Erweiterungsbau. Bei diesem Bauprojekt kommen Tierwohl und moderne Bautechnik zusammen mit einer effizienten Energienutzung sowie der Möglichkeit, eine besondere Nähe der Besucher zu den Tieren zu schaffen.

Die Hauptaufgabe erstreckt sich zunächst auf das Giraffendomizil, angrenzend an das Affenhaus. Mit unserem Konzept schaffen wir eine bauliche Integration der angrenzenden Gebäude und logische Übergänge.

Leistungsphasen: 1 bis 8

Die Savanne als Inspiration für Farbgestal­tung und Materialität.

Die Wahl des Baumaterials soll sich sowohl an der Farbgestaltung als auch an der Materialität aus der afrikanischen Savanne inspirieren.

Der Lebensraum der Giraffen wird sich mit der Sanierung und dem Neubau deutlich verbes­sern, gleichzeitig verwandelt die Architektur den Bereich in einen Erlebnisraum für die Be­sucher, der es erlaubt, den Giraffen ganz nah zu kommen und regelrecht auf Augenhöhe zu begegnen.

Raum für Entdeckungen

Innenraumqualität

Die Giraffen zeichnen sich durch ihre Netz­struktur in der Fellfärbung aus. Diese Netzstruktur schafft eine unklare Abgrenzung und dient der Tarnung. Für den Betrach­ter ist daher ein sehr ruhiger Hintergrund wichtig, um die Tiere in ihrer ganzen Gestalt wirken zu lassen. Aus diesem Grund wurde auf alle störenden Einbauten und Konstruktio­nen verzichtet und ein ruhiger Innenbereich ohne Ecken in der Tiefenwirkung hergestellt.

Durch die geschwungene Form der Außenfassade wird die­se zum optisch aufgelösten Hintergrund. Zur Belichtung wird die Dachfläche verwendet, welche durch die Glasmodule ein einheitliches, museales Deckenlicht erzeugt. Zur optischen Beruhigung der Deckenfläche konzipieren wir zwischen den historischen Stahlbetonbindern eine textile Unterspannung (Sonnensegel in Seilspanntechnik). Zusätzlich zu der be­stehenden Besucherfläche im Erdgeschoss gestalten wir eine Besuchergalerie auf der Ebene des jetzigen Heulagers, im Obergeschoss, auf Augenhöhe mit den Giraffen.

Gestaltung des Außenraums

Unser Entwurf bietet die Möglichkeit, die Besucher­galerie im Obergeschoss über außenliegende Stege zu erreichen. Durch den Aufstieg an den Rampen erhebt sich der Besucher von der Standfläche der Giraffen in die Kronen­bereiche der Bäume und erlebt so den Blick der Giraffe auf die Umgebung. Die Rampen können für größeren Andrang im Einbahnverkehr genutzt werden, so dass ein fließender Besucherstrom unter anderem auch mit Kinderwägen gesichert ist.

Licht & Raumqualität

Das Konzept besteht darin, das denkmalgeschützte Gebäude in seiner Charakteristik zu belassen und durch ein weitläufiges Erschließungssystem in einen neuen Gesamtkomplex einzubinden. Es soll deutlich mehr Tageslicht in die Innenräume gelangen – und die artgerechtere Gestaltung des Geheges dem hohen Anspruch an Natur- und Tierschutz gerecht werden.

Die neue Dachkonstruktion soll die großzügige Halle mit Licht durchfluten. In allen Bereichen steht mehr Raum zur Verfügung und erlaubt Menschen wie Tieren mehr Bewegungsfreiheit. Ein modernes Belüftungssystem, natürliche Bausubstanzen sowie die begrünte Überdachung des Neubaus sorgen für eine höhere Luftqualität und ein angenehmes Raumklima.

Im Außenbereich wird auf die Möglichkeit der Separierbarkeit in zwei Tiergemeinschaften geachtet.

Knaller-Architektur-Projekte-Nuernberger-Zoo-Umriss1
Knaller-Architektur-Projekte-Nuernberger-Zoo-Umriss2
Knaller-Architektur-Projekte-Nuernberger-Zoo-Umriss3

Natürliche Klimaregulierung und CO-2 Ausgleich mit wirtschaftlichem Mehrwert

  • Bei den neu errichteten Bauteilen wird mit Naturmaterialien ein hohes Maß an Klimaqualitäten erreicht.
  • Generell sind einfache Systemaufbauten ohne bauphysikalisch notwendige Dampfsperren geplant, um eine lange schadenfreie Lebensdauer des Gebäudes zu gewährleisten.
  • Der Lehmputz zeigt hervorragende Eigenschaften bei der Luftfeuchtigkeitsregulie­rung und ist zugleich ein häufig verwendeter Baustoff in den Herkunftsgebieten der Giraffen.
  • Als auskragendes Deckensystem mit hervorragenden CO2 Werten trägt eine Schichtholzdecke das Gründach und wirkt als Zweifeldträger über den verdachten Verandabereich.
  • Natürliche Dämmung: porosiertes Ziegelmauerwerk mit außenliegender Wärmedämmfassade.
  • Das begrünte Dach dient als ökologische Ausgleichsfläche und zur Speicherung des Niederschlagswassers.

Fassadenschnitt des
Neubaus mit begrünter
Veranda-Überdachung

Knaller-Architektur-Projekte-Nuernberger-Zoo-Fassadenschnitt

Integrierende Architektur zwischen historischer Substanz und Neubau

Kontrast zur 60er Jahre-Architektur

Wir haben bewusst eine klar abgrenzende Formsprache ge­wählt. Das Giraffenhaus präsentiert sich in seiner ursprüng­lichen Abmessung und seinem unverwechselbaren Erschei­nungsbild. Der Ansatz, die Satteldächer zu verlängern, wurde im Vor­feld von uns ausgeschlossen, da damit die Dimension und die Erkennbarkeit des Bestandes, im Kontrast zum Neubau, nicht mehr vorhanden gewesen wäre.

Unser Team hat daher eine sich zum Besucher öffnende Formen­sprache gewählt, welche durch ihre geschwungene Form eine eindeutige Erkennbarkeit als Neubau erlaubt. Die Dachform ordnet sich dem Bestand unter und bleibt für den Betrachter nur als Vordachkante sichtbar, über welcher die drei Giebel aufragen. Von der Betriebshofseite bleibt das Gebäude unverändert bestehen. Das Heulager springt im Dachanschlussbereich zurück und zeigt die gewünschte, eindeutige Trennung. Die Anbauten gleichen in ihrer Formensprache einer natür­lichen Erschließung, welche den Bestandsbau heraushebt.

 

Eingriff Bestand

Die abzubrechenden Bauteile wurden auf ein Minimum reduziert. Der Bestand als Stahlbeton­skelettbau mit Sichtmauerwerk bleibt erhalten. Notwendige Dämmungen werden als Innendämmungen ausgeführt, da das Sichtmauerwerk, das Mosaik und die Stahlbetonstützen ein sehr starkes Charakteristikum für das alte Gebäude darstel­len und daher nicht verloren gehen sollten.

Letztlich stellt die Dämmung des Dachbereiches die wesent­liche Maßnahme dar. Neben der Möglichkeit, den bestehen­den Dachbelag neu und in gedämmter Ausführung ebenfalls gänzlich neu aufzubauen, haben wir vorgeschlagen, die Dachfläche mit dreifachverglasten Glas-Glas Photovoltaikelementen zu belegen.

Neben dem energetischen Gewinn ergibt sich zudem eine ausgezeichnete Lichtstimmung im Innenbereich, allein durch das Tageslicht.